Donnerstag, 28. Mai 2009

22.5.09 Die Varane in Lumpini

Als ich ihm stolz mein mittelmässiges Photo eines halbwüchsigen Bindenvarans (Monitor salvator) zeigte (http://1.bp.blogspot.com/_RyyMFZNhhLI/SgA7fTQd5RI/AAAAAAAAAHc/9BS8nuiNEPI/s320/IMG_4595.jpg), erklärte mir Paul, dass ich diese bis 2.8 m langen Echsen auch im Lumpini-Park mitten in Bangkok antreffen könne. Also beschloss ich, den heutigen Tag für eine Varanexkursion in einen der wenigen Stadtparks zu nutzen.

Der Lumpini-Park ist ein toller Ort. Sein Eingangsbereich zeigt mit voller Wucht die Vielfalt Thailands:



Innen idylische Pfade in einer schattigen Parklandschaft mit gemütlich frühstückenden Leuten. Drum herum der röhrende Lärm und erstickende Gestank des Verkehrs und emsig zu Arbeit strebende Menschenmassen.


Hier grüne Wiesen, Palmen und kleine Holz-Häuschen im traditionellen Baustil. Dahinter moderne Hochhäuser mit mehr oder weniger phantasievollen Formen.

Und dann sah ich den ersten Drache: Wenige Schritte vor mir entfernt lag ein ca. 2 m. langer Varan am Ufer eines Teiches. Ich zückte meine Kamera und pirschte mich vorsichtig an ihn heran.


Dabei nutzte ich geschickt die Deckung der Bäume, bis mich ein Mann mit Gesten darauf aufmerksam machte, dass am Baumstamm 1 m über mir ein zweiter Varan darauf wartet, dass ich den Weg zum Ufer frei gebe.


Während den nächsten drei Stunden entdeckte ich ohne Suchen ein Dutzend Tiere. Offenbar brauchen sie sich vor den Menschen nicht zu fürchten. Denn sie haben eine Fluchtdistanz von ca. zwei Metern und überqueren hemmungslos auch stark frequentierte Wege. Dabei weichen ihnen die Thais möglichst aus. Nur verwegene Männer verscheuchen sie manchmal mit Gesten und Lärm.


Surachit erklärte mir später, dass Varane in Thailand als Unglücksbringer gelten. Taucht einer im Haus auf, ist eine Reinigungszermenonie fällig. Zum Glück für die Varane, vermeidet man schlechte Vorsehung, indem man diesen Biestern aus dem Weg geht und nicht indem man sie tötet. Daher ist der Bindenvaran selbst in Bangkok häufig, während die Bestände in Indien angeblich stark gefährdet sind. Für Thais ist es schwer nachvollziehbar bis belustigend, dass Varane unter dem Schutz des IUCN stehen und dass es sogar Leute gib, die sie als Haustier halten.

Den Nachmittag nutzte ich für weitere Streifzüge und die Suche nach Kleidern und einem günstigen Internet-Kaffee. Dabei stellte ich wieder einmal fasziniert fest, wie schnell Ausserordentliches zur Normalität wird. Was mir in der ersten Woche noch den Atem verschlagen hat nehme ich heute als normalen Bestandteil meiner Umwelt war. Ausserdem fielen mir einige Gemeinsamkeiten zwischen Grosstadt und Dschungel auf. Beide sind auf ihre Weise schön und faszinierend und im Grunde doch sehr menschenfeindlich. Offenbar kann Mensch in beiden Biotopen überleben und manchmal sogar richtig Spass dabei haben.

Am Abend traf ich mich mit Chin und Yui für ein Nachtessen im Bayoke Tower. Yui stellte dabei mit einer Mischung aus Anerkennung und medizinischer Sorge fest, dass sich mein Bauch in den vergangenen Wochen erheblich verkleinert hat.

Chin zeigte mir stolz ein Interview aus einer Amerikanischen Onlinezeitung für Börsenmakler, in welchem er als erfolgreicher Broker über seine Strategie Auskunft gibt. Als Belohnung für die guten Geschäftsabschlüsse kann er das kommende Wochenende auf Kosten seiner Firma in Pattaya verbringen.

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